Am 2. April von 20 bis 21 Uhr hört ihr in Guitars Galore 236 Musik aus der DDR aus drei Jahrzehnten, allerdings mit Schwerpunkt auf der Endphase der DDR.
Diese Sendung hab' ich mal wieder auf Wunsch und Anregung meines Freunds Klaus zusammengestellt. Er fragte, ob ich nicht mal verbotene Songs aus der DDR spielen könnte.
Nun ja, mit den Verboten in der DDR war das so eine Sache. Natürlich waren manche Künstler, manche Bands wirklich verboten. Sie durften offiziell nicht auftreten, erhielten keinerlei Unterstützung durch die FDJ oder die Kulturbehörden. Und in staatlichen Studios oder beim Rundfunk der DDR durften sie auch keine Aufnahmen machen. Oft spielte sich das aber auch in einer Grauzone ab. Zwar wurden manche Bands nicht oder kaum gefördert, aber sie waren auch nicht verboten oder gar verfolgt. Manchmal fielen Musiker auch erst später in Ungnade, nachdem sie politisch auffällig geworden waren. Und natürlich änderte sich die Kulturpolitik in der DDR auch immer mal wieder.
Folgendes Zitat dürfte allgemein bekannt sein: „Ist es denn wirklich so, dass wir jeden Dreck, der vom Westen kommt, nu kopieren müssen? Ich denke, Genossen, mit der Monotonie des Je-Je-Je, und wie das alles heißt, ja, sollte man doch Schluss machen.“ – Walter Ulbricht 1965 auf dem XI. Plenum des ZK der SED. In der Folge wurden etliche Bands verboten oder in ihren Aktivitäten eingeschränkt. Aber schon wenige Jahre später wurde das schon wieder deutlich gelockert. Und 1973 im Sommer fanden die X. Weltfestspiele der Jugend in Ost-Berlin statt. Da gab sich die DDR für ein paar Tage sehr sehr weltoffen, und eine Hauch von Woodstock schwebte über dem Alexanderplatz.
Natürlich war die DDR-Musikszene auch von der Stasi unterwandert. Man ahnte das damals, aber viele Spitzel wurden erst nach der Wende enttarnt. Nach der Ausbürgerung von Wolf Biermann im Jahr 1976 verließen viele DDR Kulturschaffende freiwillig die DDR Richtung Westen, manche auch unfreiwillig. Nur wenige von ihnen konnten in der Bundesrepublik an alte Erfolge anknüpfen. Gerade viele Musiker waren im Westen dann nicht so erfolgreich wie zuvor. Und ihre alten Fans in der DDR waren schwer bemüht, an die Westveröffentlichungen ranzukommen.
In den Jahren 1987–1990 wurde die Kulturpolitik dann weiter gelockert. Einerseits setzten sich in der FDJ auch langsam Jüngere durch, die noch retten wollten, was nicht mehr zu retten war. Andererseits wurde der Untergrund auch immer aktiver und selbstbewusster. Im DDR-Rundfunk – vor allem bei DT64 -– gab es immer mehr Nischenprogramme, die sowohl Musik aus dem kapitalistischen Ausland – und da auch durchaus Schräges und Unkommerzielles – als auch verstärkt junge sogenannte „Andere Bands“ aus der DDR spielten. Und auf dem staatseigenen Label Amiga durften Platten erscheinen, die nur wenige Jahre zuvor unmöglich gewesen wären. Trotzdem gab es natürlich gerade in den letzten Jahren der DDR auch immer mehr Musik im Untergrund, die keine Chance auf offizielle Anerkennung hatte. Private Kassettenproduktionen waren in diesen Kreisen der Weg an eine kleine informierte Öffentlichkeit. Und die Stasi hörte mit und griff dann auch schon mal ein, wenn ihr etwas zu staatsgefährend erschien. Bei Skin- und Naziüberfällen auf Punk Konzerte oder Kirchenkonzerte mit linken Bands hielten sich die Behörden dagegen eher zurück. Ermittelt wurde da meist erst hinterher. Die Rädelsführer wurden dann aber schon wegen Rowdytums und gegen den sozialistischen Staat gerichteten Aktivitäten für eine Weile aus dem Verkehr gezogen.
In den Jahren 1989 und 1990 gab es dann fast so etwas wie einen Boom von Platten der „Anderen Bands“ bei Amiga. Alles noch offiziell in der DDR, aber zum Teil natürlich schon nach der Wende.
In meiner Sendung spiele ich weitgehend chronologisch Tracks aus der DDR, die entweder wirklich verboten waren, die zwar zu DDR-Zeiten entstanden und aufgenommen wurden, aber erst nach der Wende offiziell veröffentlicht wurden, oder solche, die zwar veröffentlicht waren, aber nicht im Rundfunk gespielt wurden. Los geht's Mitte der 1960er Jahre, der Schwerpunkt liegt aber in den 1980ern und in der Spätphase der DDR. Einschalten lohnt sich.