Der österreichische Pianist Friedrich Gulda (1930-2000) war ein Phänomen. Schon früh spielte er alle 32 Klaviersonaten Beethovens, hinterliess von ihnen wie von Bachs »Wohltemperiertem Klavier« massgebliche Einspielungen. Sein Auftreten sorgte für Aufsehen, er fügte sich nicht den Konventionen des oft verknöcherten Klassikbetriebes.
Schon früh entdeckte Gulda auch den Jazz, lernte 1951 den etwa gleichaltrigen Joe Zawinul kennen, der als Jazzmusiker in den USA eine grosse Karriere machen sollte (Cannonball Adderley, »Mercy Mercy Mercy«, Weather Report, später Zawinul Syndicate). Mit den Austria All Stars machten beide frühe Aufnahmen, typisch für die europäische Adaption des Cool Jazz. In den Fünfzigern entstanden Aufnahmen mit einigen führenden US-Jazzmusikern und auch später wandte er sich immer wieder dem Jazz zu.
Gulda betätigte sich auch als Komponist, in der Klassik wie im Jazz. Er vertonte ein paar von Morgensterns »Galgenliedern« und wartete in den Sechzigern als Begleiter eines ihm auffällig ähnelnden Sängers namens Albert Golowin auf - gemeinsam spielten sie einige moderne Wienerlieder ein. Diese waren der Anlass für die Sendung über Gulda, zumal ich sie mir nach einem Urlaub an der Wien wieder einmal zu Gemüte führte. Es gibt aber auch kühlen und weniger kühlen Jazz, wir hören Gulda in verschiedenen Formationen, im Trio, mit Bläsern, als Komponisten und Bänkelsänger.