Der Pianist Hasaan Ibn Ali ist eine der legendären Figuren, von denen die Jazzgeschichte nur so wimmelt. Er kam 1931 in Philadelphia zur Welt, und die Heimatstadt blieb sein Wirkungsort. 1964 ging er in New York mit dem Schlagzeuger Max Roach ins Studio. Das Resultat war das Altantic-Album "The Max Roach Trio Featuring the Legendary Hasaan". Sieben Stücke sind darauf zu hören, alle aus Hasaans Feder. Und das war es auch schon fast. Die Sessions für sein eigenes Atlantic-Album von 1965 erschienen nämlich damals nicht. Es kam zum Bruch mit dem Plattenlaben, Hasaan zog sich zurück und verstarb 1981 fast vollkommen vergessen. Seit ein paar Jahren wurde jedoch davon gesprochen, dass eine Veröffentlichung dieser Sessions bevorstehe. 2021 erschien tatsächlich "Metaphysics – The Lost Atlantic Album", und als sei das nicht genug auch gleich noch eine satt gefüllte Doppel-CD mit Solo-Aufnahmen, die Fans von Hasaan in den Jahren 1962 bis 1965 angefertigt hatten "Restrospect in Retirement of Delay – The Solo Recordings" (beide Veröffentlichungen bei Omnivore). Diese Amateur-Aufnahmen, auf denen er auch als Interpret von Standards zu hören ist, sind, trotz ihrer klanglichen Mängel, eine echte Offenbarung. Und 2021 ist in der Jazzgeschichte das Jahr, in dem sich die Menge bekannter Aufnahmen von Hasaan Ibn Ali versechsfacht hat.
Neben den Aufnahmen von Hasaan Ibn Ali zählten zu den besten Archiv-Veröffentlichungen von 2021 auch Neuheiten von Nina Simone und Bheki Mseleku. Und so steht diese Folge von gypsy goes jazz ganz im Zeichen des Pianos.