‘Jazz in Britain’ ist eine Non-Profit-Organisation, die es sich auf die Fahnen geschrieben hat, Aufnahmen von britischen Jazzmusikern zu finden, zu bewahren und zu verbreiten. Im April 2020 erschien eine erste Veröffentlichung, bis Ende des Jahres folgten über ein Dutzend weitere, und auch 2021 ist bereits eine neue Aufnahme erschienen. Viele Veröffentlichungen sind nur als Download greifbar, manche werden aber auch als limitierte LPs oder CDs veröffentlicht (in der Regel nur in einem der beiden Formate).
Der Schwerpunkt liegt auf den Sechzigerjahren, als die Jazzszene – die stark auf London konzentriert war – sich von den Vorbildern aus den USA etablierte und eine Reihe wichtiger Solisten und Bands auftauchten. Unter ihnen etwa der schon länger aktive Tenorsaxophonist, Flötist und Vibraphonist Tubby Hayes, der 1928 in Kingston (Jamaica) geborene Altsaxophonist Joe Harriott, der sich parallel zu Ornette Coleman neue, freie Spielformen erschloss, der Arrangeur Neil Ardley, oder der Gitarrist Ray Russell.
Viele der Aufnahmen, die Jazz in Britain herausbringt, entstanden live und oft nicht unter idealen Bedingungen oder mit professionellen Mitteln. Hinter einigen Titeln steht der Zusatz ‘The Ron Mathewson Tapes Vol. ...’. Diese stammen aus der Sammlung des im Dezember verstorbenen bedeutenden Bassisten Ron Mathewson (1944–2020), der auf vielen dieser Aufnahmen präsent ist. Ein anderer Bassist, Jack Bruce, ist auf der jüngsten Veröffentlichung von Jazz in Britain dabei, als Teil der Band Group Sounds Four, 1966 am Kontrabass zu hören, mit Musik, die zwischen der Avantgarde und dem damals noch gar nicht erfundenen ECM-Sound changiert.
Die Sendung bietet einen kleinen Einblick in eine äusserst kreative Szene, die zu weiten Teilen schlecht dokumentiert ist – den Gang ins Plattenstudio schafften viele dieser Musiker nicht oder nur selten, und die existierenden Tonträger sind oftmals nicht leicht aufzutreiben. Umso willkommener sind die Veröffentlichungen von Jazz in Britain.