Der Pianist Alfred McCoy Tyner verstarb Anfang März im Alter von 81 Jahren. Er wuchs in Philadelphia auf, wo er dem Saxophonisten John Coltrane begegnete. 1960 verliess dieser die Gruppe von Miles Davis und holte den jungen Tyner in sein Quartett, eine legendäre Formation, die bis ins Jahr 1965 gemeinsam zahlreiche grossartige Alben einspielte, mehrere Tourneen durch Europa veranstaltete und zu den wichtigsten Gruppen des modernen Jazz zu rechnen ist. An Alben seien stellvertretend genannt: “My Favorite Things”, “Impressions”, “Live at Birdland”, “Crescent” und “A Love Supreme”.
Im Sommer 1965 machte Tyner sich selbständig, landete bald einen Plattenvertrag bei Blue Note, wo er mit “The Real McCoy” gleich ein Meisterwerk vorlegte. In den für viele Jazzmusiker harten späten Sechzigern fuhr Tyner Taxi, um seine Famile durchzubringen, nahm nebenher für Blue Note aber grossartige Alben wie “Expansions” oder “Extensions” auf.
1972 wechselte er zu Milestone. Für das Label entstand über ein Jahrzehnt eine lange Reihe wichtiger und gewichtiger Alben, mit denen Tyner den Post-Coltrane-Jazz ausformulierte, kraftvolle, sehr farbenreiche Musik, offen für Einflüsse aus anderen Kontinenten und Musiktraditionen und dennoch tief in der Jazztradition verwurzelt.
Tyner blieb bis in die Zehnjahre aktiv, seine Diskographie umfasst meherere Dutzend Alben, die nach den Milestone-Jahren auch bei den wiederbelebten Plattenfirmen Blue Note und Impulse sowie in den letzten Jahren vor allem bei TelArc erschienen.
Die Sendung präsentiert auf knappem Raum einige seiner schönsten und wichtigsten Aufnahmen, unter anderem mit John Coltrane, Joe Henderson, Ron Carter, Elvin Jones, Alice Coltrane, Wayne Shorter und Gary Bartz. Wir hören Tyner als Solisten, im klassischen Piano Trio und mit grösseren Formationen.
Den Ausklang macht dann Mike Longo (1937–2020) – der vor allem durch seine Zeit mit Dizzy Gillespie in den Siebzigern bekannt gewordenen Pianist verstarb an den Folgen von COVID-19.