Ein viertes und letztes Mal blickt gypsy goes jazz zurück auf die Anfänge von Blue Note Records. Das legendäre Label feiert heuer seinen 90. Geburtstag, doch die ersten etwa 15 Jahre sind heute ziemlich vergessen. Nach Anfängen mit Boogie-Woogie-Pianisten und bluesigen Sessions mit älteren Jazzern brachte Blue Note in den mittleren Vierzigern auch vermehrt Aufnahmen von kleinen Swing-Combos heraus. Parallel dazu gewann aber das New Orleans-Revival, meist unter dem Begriff »Dixieland«, immer mehr an Fahrt. Blue Note hatte schon im Gründungsjahr 1939 den New Orleans-Giganten Sidney Bechet aufgenommen. Er liess sich zwar 1950 in Frankreich nieder, doch davor und auch zweimal bei späteren Besuchen in den USA nahm er für Blue Note weitere Sessions auf. An Bechets Seite waren etwa die Trompeter Wild Bill Davison oder Jonah Jones zu hören, aber auch Sidney De Paris, der seinerseits als Leader für Blue Note aufnahm. Blue Note machte um die Wende zu den Fünfzigern schwierige Zeiten durch. Beinah hätte Alfred Lion, der Gründer von Blue Note, ein beschämendes Angebot angenommen und sein Label an Atlantic Records verkauft. Doch 1953/54 schaffte das Label den Turnaround und beschleunigte seine Aktivitäten. Spät war man von Schellack auf Vinyl umgestiegen, spät folgte auch der Wechsel ins 12-Inch-Format, doch mit Horace Silver und Art Blakey begann um 1954 eine neue Ära. Noch 1955 nahm Blue Note jedoch ein letztes Mal einen New Orleans-Musiker auf, den Klarinettisten George Lewis. Dieser war schon lange ein Favorit von Alfred Lion. Lewis war einer der grossen Namen des Revivals und auf seinen Blue Note-Sessions vom April 1955 ist seine Musik in wunderbarer Klangqualität zu hören. Auch zu hören in der Sendung sind ein paar weitere Musiker wie der Posaunist/Sänger Clyde Bernhardt, der Posaunist Vic Dickenson, das Edmond Hall Celeste Quartet mit Charlie Christian, sowie der Boogie-Woogie-Pianist Meade Lux Lewis.