Max Roach (1924–2007) prägte wie kein anderer das Bebop-Schlagzeug. Er verlegte den Grund-Beat von der Bass-Drum und der Snare auf die Becken und das Hi-Hat, nutzte Bass-Drum, Snare und Toms für Akzente. Schon früh zeigte sich sein Talent für Kontrapunkt und Polyrhythmen, aber auch seine Dialogfähigkeit. Er spielte im Quintett von Charlie Parker und beendete oft dessen Saxophon-Phrasen mit kleinen solistischen Einwürfen.
Parker wiederum war eines der grossen Vorbilder von Sonny Rollins (*1930), der in den Fünfzigerjahren zum Grossmeister des Tenorsaxophons wurde, den Posten dann um die Wende zu den Sechzigern an John Coltrane abgeben musste, sich aber immer wieder zurückmeldete und bis Ende 2012 als Musiker aktiv war. Seine Spielfreude, sein Erfindungsreichtum, was eingängige Melodien betrifft, sind unübertroffen, sein Rhythmusgefühl so gut wie das nur der besten Schlagzeuger, seine Souveränität in Sachen Tongestaltung und Phrasierung tatsächlich nur mit dem Übervater des Jazz, Louis Armstrong zu vergleichen.
Ende 1955, Rollins hatte sich – einen Rat Charlie Parkers befolgend – gerade seines Drogenproblems entledigt, stiess der Saxophonist zum Quintett, das Max Roach mit dem jungen Trompeter Clifford Brown (1930–1956) zusammen leitete. Brownie und Rollins harmonierten prächtig, wie die Alben "Clifford Brown and Max Roach At Basin Street" (EmArcy) oder "Sonny Rollins Plus 4" (Prestige) zeigen. Roach wirkte bei weiteren Rollins-Alben mit, darunter das epochale "Saxophone Colossus", für das Rollins eine traditionelle Calypso-Melodie ausgrub (seine Eltern stammten von den Virgin Islands). Doch dieses "St. Thomas" wäre ohne Roachs Groove kaum zum Leben zu erwecken gewesen. Die beiden wirkten 1956 auch bei den Aufnahmen zum Album "Brilliant Corners" des Pianisten Thelonious Monk mit, mit dem Roach schon 1952 und Rollins zwei Jahre später Aufnahmen gemacht hatten. Im gleichen Jahr kam Clifford Brown bei einem tragischen Unfall ums Leben, doch Roach machte weiter und Rollins blieb noch bis im folgenden Jahre in der Band. Im Winter 1958 kam es zu einer letzten Begegnung im Studio, das Resultat war ein weiteres Meisterwerk von Sonny Rollins, jetzt im Trio-Format, das er nach seinem Weggang bei Roach bevorzugte, die "Freedom Suite" mit Oscar Pettiford am Bass.